Dr. Lisa Horstmann
A05
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Europäische Kunstgeschichte Telefon: 06221 / 54 3553 |
Anschrift
Institut für Europäische Kunstgeschichte
Seminarstraße 4
69117 Heidelberg
Forschungsinteressen
- Mittelalterliche Buchmalerei
- Schrift-Bild-Relationen
- Rezeptions- und Überlieferungsgeschichte
Zur Person
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seit Juli 2019 akademische Mitarbeiterin (Postdoc) im Teilprojekt A05 des SFB 933
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Oktober 2015 – Juni 2019: akademische Mitarbeiterin im Teilprojekt B06 des SFB 933; Vorstandsmitglied (Doktorandenvertreterin)
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Februar – September 2015: Assistentin am Lehrstuhl für mittelalterliche Kunstgeschichte in Heidelberg
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2014 – 2015: Tutorin am Institut für Europäische Kunstgeschichte in Heidelberg
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2011– 2014: Studentische Hilfskraft u.a. in der Lateinischen Philologie des Mittelalters, am Institut für Europäische Kunstgeschichte, für den Heidelberger Mittelaltermaster
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2011 – 2014: Masterstudium der interdisziplinären Mittelalterstudien an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und an der Universität Paris-Sorbonne IV, mit Abschlussarbeit zum Thema »Correctio – Renovatio – Systematisierung. Untersuchungen zur karolingischen Handschriftengestaltung am Beispiel des Lorscher Skriptoriums«
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2007 – 2011: Bachelorstudium der Kunstgeschichte, Religionswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum
Aktuelles Projekt
Schrift am und auf dem Altar selbst beschäftigen wird zum Gegenstand der Untersuchung. Dabei soll die Entwicklung von den beschrifteten Antependien und Tischplatten des frühen Mittelalters (7.-11 Jh.) bis zu den Altaraufsätzen (sog. Retabeln) des hohen und späten Mittelalters (12.-15. Jh.) analysiert werden.
Die Untersuchung verfolgt das übergeordnete Ziel, die Rolle der Schriften im Kontext des Messgeschehens zu erforschen: Welchen Anteil hatten die am und auf den Altar geritzten, getriebenen, gemalten und gemeißelten Schriften an der Produktion von Präsenz und Suggestion von Sakralität? Lässt sich in diesem Zusammenhang von einer sakramentalen Schriftpräsenz sprechen? Die Arbeit mit dieser neuen Kategorie verspricht, eine völlig neue Perspektive auf das Messgeschehen zu eröffnen – insofern, als damit erstmals das materiale ›Scharnier‹ zwischen den oralen Qualitäten der »Verbalpräsenz« und den metaphysischen Implikationen der eucharistischen »Realpräsenz« in den Blick gerät.
Diese zentrale Vermittlerrolle der Schrift wurde in der Forschung bislang noch nicht entdeckt. Weder in der Kunstgeschichte noch in der Theologie oder Religionswissenschaft wurde die sakramentale Funktion der Schriften am und auf dem christlichen Altar überhaupt ernst genommen und einer systematischen Untersuchung als würdig erachtet. Das Projekt wird hier insofern Neuland betreten und methodische Pionierarbeit leisten mit dem Ziel, die auf Ikonizität, Materalität und Wirksamkeit gründende sakramentale Schriftpräsenz zu erforschen und in mehreren Einzelpublikationen Grundzüge einer materialen Theologie des mittelalterlichen Retabels aufzuzeigen.
Dissertation
»Ikonographie in Bewegung. Die Überlieferungsgeschichte der Bilder des ›Welschen Gastes‹«
Der ›Welsche Gast‹ ist ein mittelhochdeutsches Lehrgedicht, das 1215/1216 von dem italienischen Kleriker Thomasin von Zerklare verfasst wurde. Heute ist es uns in 24 Kopien überliefert, von denen ein Großteil mit einem sich in der Makrostruktur gleichenden Bilderzyklus ausgestatten ist: Die 120 Motive werden in Auswahl und Anordnung meist exakt beibehalten. Im Rahmen der Dissertation wurden Struktur und Genese des Bilderzyklus sowie die Veränderung auf der Ebene des Einzelbildes innerhalb der knapp 250-jährigen Überlieferung untersucht. Ziel war es, eine methodische Neufundierung von Bildern bzw. Bilderfolgen auf der Grundlage einer philologischen und kunstgeschichtlichen Aufarbeitung sämtlicher Bild- und Textzeugen der volkssprachigen Verhaltenslehre zu realisieren. Durch die Analyse der tradierten Handschriften und Fragmente zeigte sich, dass die Bildüberlieferung grundsätzlich in Abhängigkeit der jeweils beteiligten Akteure zunächst ihren eigenen Regeln folgt. Redaktionelle Modifikationen des Textes implizieren nicht zugleich eine Überarbeitung des Bildprogramms.
Veröffentlichungen
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Ikonographie in Bewegung. Die Überlieferungsgeschichte der Bilder des ›Welschen Gastes‹, Heidelberg 2022.
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»Kreativität und Unverständnis im Kopierprozess«, in: Volker Leppin [Hrsg.], Schaffen und Nachahmen. Kreative Prozesse im Mittelalter, Berlin/Boston 2021 (= Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 16), S. 27-47.
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»›Copy und Paste‹ im Mittelalter. Der ›Welsche Gast‹ des Thomasin von Zerklaere und die bildliche Überlieferungsgeschichte, in: Michaela Böttner, Ludger Lieb, Christian Vater und Christian Witschel [Hrsg.], 5300 Jahre Schrift, Heidelberg 2017.
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Tagungsbericht: Abrahams Erbe. Konkurrenz, Konflikt, Koexistenz im Mittelalter, 03.03.2013 – 06.03.2013 Heidelberg, in: H-Soz-Kult,19.07.2013.
Vorträge
- »Inschriften in den Werken Conrads von Soest« (»Werkstattgespräche ,Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, 31.05.2022)
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»Momente der Irritation: Wenn Künstler sich ins Bildgeschehen einschreiben« (»Signaturtragende Artefakte.Schriften, Materialien, Praktiken im transkulturellen Vergleich«, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 11.-12.03.2022)
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»Pseudo-Schriftzeichen. Überleungen zur ikonischen Präsenz von Schrift« (»Sakrale Schriftbilder. zur ikonischen Präsenz des Geschriebenen im mittelalterlichen Kirchenraum«, Ruprecht-Karls Universität Heidelberg, 21.-22.01.2022)
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»(UN-)LE$BARK3IT Zur Wahrnehmung von Schrift in der mittelalterlichen Glasmalerei« (Wissenschaftsgespräche Digital, Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, 13.07.2021)
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»Bild und Schrift in Licht und Farbe. Zur ›Lesbarkeit‹ von mittelalterlichen Glasfenstern« (Universität Freiburg, 26.02.2020)
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»Kopisten zwischen Unverständnis und Kreativität« (Festvortrag, Universität Heidelberg, 14.10.2019)
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»Individuality in the Decor of Manuscripts Produced in Series« (Leeds, International Medieval Congress »Materialities«, 01.07.-04.07.2019)
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»Bildtexte als Träger szenischer Konstruktion. Die evozierte Eindeutigkeit des Bildes über Schrift« (Tübingen, interdisziplinärer Workshop »Vom Spruchband zur Sprechblase. Comics des Mittelalter - Mittelaltercomics«, 25.-26.04.2019)
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»Unverständnis und Innovation im Kopierprozess« (Tübingen, 18. Symposium des Mediävistenverbandes »Schaffen und Nachahmen. Kreative Prozesse im Mittelalter«, 17.-20.03.2019)
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»Der ›Welsche Gast‹ von Thomasin von Zerklaere. Veränderungen der Bild-Text-Relation in 300 Jahren Überlieferungsgeschichte« (Wien, »Funktion des Buches«, 01.-02.09.2017)
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»Schrift im Raum« zusammen mit Laura Velte (Germanistische Mediävistik) und Jon Cosme Cubas Díaz (Byzantinische Archäologie und Kunstgeschichte), Forum 2016 der HGGS zum Thema ›Raum-Space‹ Universität Heidelberg, 02.-03.06.2016
Austellungen
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kleine digitale Ausstellung »Mittelalterliche Retabel digital entdecken« zum Heidelberger Mittelaltertag 2021
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Der ›Welsche Gast‹ des Thomasin von Zerklaere – Die Tücken von knapp 300 Jahren »Copy & Paste‹ (Universitätsbibliothek Heidelberg, 25.04.2017-03.09.2017)
Lehrveranstaltungen
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SoSe 2021 Proseminar: »Mittelalterliche Retabel digital entdecken« (digital und mit online Ausstellung am Heidelberger Mittelaltertag 2021) Mittelalterliche Schätze digital präsentiert – „Corona als Chance“ | Materiale Textkulturen (hypotheses.org)
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WiSe 2020/21 Proseminar: »Verkündigung an Maria. Vielfalt in der Ikonographie« (digital, asynchron)
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WiSe 2016/17 Proseminar: »Mittelalterliche Buchkunst. Text-Bild-Relationen in der Wissensvermittlung«
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SoSe 2015 Tutorium: »Bildbeschreibung« + Exkursionen
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WiSe 2014/15 Tutorium: »Ikonographie«; Tutorium: »Bildbeschreibung« + Exkursionen
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SoSe 2014 Tutorium »Bildbeschreibung« + Exkursionen